Reduzierung der Ausgaben
Im Gegenzug zu einer Erhöhung der Einnahmen, welche sich gerade bei notwendiger Weiterbildung oder Jobwechsel nur langfristig steigern lassen, können Ausgaben schneller reduziert werden, um so die Sparrate zu steigern oder auch mehr Geld für persönliche Wünsche zu haben.
Bei der Reduzierung der Ausgaben geht es zuerst einmal darum sich zu überlegen, ob alle Ausgaben wirklich notwendig sind und im zweiten Schritt ob die notwendigen Ausgaben durch bessere Tarife oder günstigere Produkte gegebenenfalls zusätzlich optimiert werden können. Je nach persönlicher Situation geht es dabei nicht darum, auf jeglichen Komfort oder kleine Extras zu verzichten. Dies kann der Fall sein, wenn man stärker verschuldet ist, wenn aber nur die Sparrate erhöhen möchte, um später besser abgesichert zu sein bedeutet dies nicht dass man dafür jetzt auf jeglichen Spaß verzichten muss. Man sollte sich dabei jedoch bewusst sein, auf was man dafür gegebenenfalls in der Zukunft verzichten muss.
Prüfung Notwendigkeit
Im ersten Schritt der Budgetierung haben wir eine Aufstellung unserer Einnahmen und Ausgaben aufgestellt. Bei der Reduzierung der Ausgaben geht es jetzt darum zu überlegen, ob alle Ausgaben wirklich notwendig sind oder ob man diese auch komplett einsparen kann.
Mitgliedschaften
Läuft vielleicht eine Mitgliedschaft in einem Fitnesscenter oder Verein, obwohl man schon Monate nicht mehr dort war, sollte man überdenken, ob dies wirklich notwendig ist. Wer sich unsicher ist, setzt sich ein Frist und wenn man bis dahin auch nicht oder nur sporadisch dort war, ist eine Kündigung des Vertrages wohl die bessere Option.
Nehmen wir als Beispiel das ungenutzte Fitnesscenter – selbst in einem günstigen Tarif für 19,90 EUR pro Monat (im Durchschnitt wurden im Jahr 2020 Beiträge von 42,10 EUR pro Monat gezahlt) zahlt man so pro Jahr 238,80 EUR. Würde man diese 19,90 Euro pro Monat im Gegenzug mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 7% p.a. anlegen, so ergäbe dies nach 20 Jahren einen Wert von mehr als 10.000 EUR, nach 40 Jahren sogar einen Wert von 52.500,00EUR.
Parteien & Kirche
Das gleiche gilt für Parteimitgliedschaften und auch die Kirchenzugehörigkeit – hier gilt es zu prüfen, ob man sich dies leisten kann, voll hinter der Sache steht und sich auch einbringt. Sind diese Punkte gegeben, spricht natürlich nichts gegen eine Fortführung; zweifelt man oder ist auch hier eher sporadisch dabei, weil man halt mal beigetreten ist und es hat laufen lassen, so lohnt auch hier die Kündigung.
Abos
Aber auch Abos, welche man durchaus nutzt sollte man regelmäßig überdenken – dabei gilt es zu überlegen, ob diese wirklich den Mehrwert bringen, den man sich erhofft und für den man auf zukünftiges Vermögen verzichtet. So kommt beispielsweise ein Streaming-Abo auf ca 8 EUR im Monat. Das sind sicherlich keine sehr hohen Beträge – aber auch diese summieren sich auf 96 EUR im Jahr, 960 EUR in 10 Jahren, wenn man einen Sparplan zur Anlage monatlich um diese 8 EUR erhöht, so erhält man unter Annahme einer 7%igen jährlichen Rendite einen Vermögenszuwachs in 10 Jahren von knapp 1400 EUR, nach 20 Jahren von knapp 4200 EUR und nach 40 Jahren kommen mehr als 21.000 EUR zusammen und dies nur durch den Verzicht auf Streamingangebote wie Netflix oder Amazon Prime.
Häufige Ausgaben
Das gleiche gilt natürlich auch für andere Ausgaben – wie Rauchen, Feiern, der tägliche Coffee to go auf dem Weg zu Studium oder Arbeit, der Snack auf die Hand unterwegs, der Besuch im Fastfood Restaurant, oder auch Glücksspiel wie Lotto, Sportwetten, Casinobesuche. Jetzt wird manch einer sagen “aber ich will ja auch noch jetzt Leben und nicht auf allen Spaß verzichten”. Das ist durchaus richtig, solange man nicht verschuldet oder gar überschuldet ist muss man nicht auf alles verzichten. Wobei sich der “Spaß” beim Thema rauchen wohl doch eher in Grenzen hält. Aber man sollte sich bewusst machen auf was man in dem Fall verzichtet und sich überlegen, ob es nicht auch günstigere Alternativen gibt - Statt der Coffee to go, der eigene Kaffee zuhause oder im Thermobecher; statt dem Imbiss auf die Hand ein mitgenommenes Brot oder ein zuhause vorbereiteter Salat oder Obst, statt regelmäßig Fastfood und Essen gehen zuhause selbst kochen und nur selten auswärts Essen mit Freunden. Statt jede Woche Feiern mit Alkohol und Party sein gemeinsamer Abend mit Freunden zuhause und nur 1 Mal pro Monat/Quartal die Party im Club. So spart man nicht nur Geld, welches man investieren kann sondern macht diese Abende auch zu etwas Besonderem, so dass man sie um so mehr schätzt.
Lebensmittel
Selbst bei den Lebensmitteleinkäufen ist zu prüfen, ob es wirklich Lebensmittel oder doch vielfach auch Süßigkeiten und Knabberkram sind. Auch das muss man sich natürlich nicht komplett verbieten, aber man kann es zur Schonung von Finanzen und Gesundheit etwas reduzieren.
Optimierung von Ausgaben und Verträgen
Ausgaben können auch durch eine Optimierung reduziert werden. Zum einen sind dies laufende Verträge welche man regelmäßig prüfen und anpassen sollte, damit man nicht unnötig zuviel bezahlt. Zum anderen empfiehlt es sich zu prüfen, ob es für variable Kosten günstigere Alternativen gibt, so dass man spart ohne verzichten zu müssen
Telekommunikation
Insbesondere trifft dies Telekommunikationsverträge für DSL oder Kabel und Mobilfunktverträge. Für den Internetzugang zuhause lohnt sich ein entsprechender DSL-Vergleich, damit man auch wirklich den passenden Tarif erhält – nicht in jedem Fall ist der günstigste Tarif der passendste, aber oft muss es auch nicht der Power-All-Inclusive-Power-Tarif sein. Das gleiche gilt natürlich auch für Mobilfunktarife – während ein einfacher Prepaid-Tarif heute selten die Bedürfnisse deckt benötigen die wenigsten den komplett Unlimited Tarif. Auch hier hilft es sich im ersten Schritt einen Überblick zu verschaffen, was nutze ich aktuell wirklich und was brauche ich auch zukünftig, so dass man im Mobilfunkvergleich mit den richtigen Parametern den individuell passendsten Tarif findet ohne zuviel zu bezahlen.
Nebenkosten
Mit dem Punkt laufende Verträge sind wir auch bei Verträgen für Nebenkosten wir Strom und Gas. Auch hier lohnt sich ein jährlicher Stromvergleich bzw Gasvergleich um den passenden Anbieter für das persönliche Nutzungsverhalten zu finden und so einige hundert Euro im Jahr zu sparen, welche man in seinen Vermögensaufbau investieren kann, ohne irgendwelche Einbußen in der Versorgung.
Versicherungen
Etwas komplizierter ist der Punkt Versicherungen. Auch diese sollte man regelmäßig prüfen. Allerdings gilt auch hier nicht der günstigste Tarif ist immer der beste. Hier ist im ersten Schritt wichtig zu überlegen, welche Versicherungen benötige ich wirklich. Auch wenn dies von der persönlichen Lebenssituation abhängt, so sollten Privathaftpflicht und eine Hausratversicherung auf jeden Fall abgeschlossen werden. Auch wenn ein Schadenfall selten eintritt kann ein Schaden die Existenz zerstören. Insbesondere da die Beiträge in diesen Versicherungen relative gering sind, lohnt diese Absicherung in jedem Fall. Je nach Beruf und Alter empfiehlt sich auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung, die bereits zahlt wenn man den zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr oder zu weniger als 50% ausüben kann und nicht erst wenn man gar keine Tätigkeit mehr ausführen kann wie die gesetzliche Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Hat man als Hauptverdiener eine Familie zu versorgen so ist auch eine Risikolebensversicherung empfehlenswert, damit die Familie auch abgesichert ist wenn dem Hauptverdiener etwas zustößt und das Einkommen wegfällt. Ebenfalls empfehlenswert ist eine Rechtschutzversicherung – sei es als Mieter, Arbeitnehmer, im Straßenverkehr oder auch bei Geschäften des täglichen Lebens oder im Internet. Immer häufiger wird hier ein Rechtsbeistand hilfreich oder unerlässlich.
Einige Versicherungen sind jedoch selten wirklich sinnvoll – wie eine Handyversicherung oder auch eine normale Rentenversicherung ohne Staatliche Förderung. Auch eine Kapitallebensversicherung rechnet sich im aktuellen Umfeld mit minimalen Garantieverzinsungen kaum. Hier ist es besser, selbst die Grundlagen für einen langfristigen Vermögensaufbau zu legen. Nicht nur erzielt man in der Regel eine höhere Rendite, im Falle des Falles kann man auch während der Ansparphase ohne Vorfälligkeitsentschädigung über seine Vermögenswerte verfügen.
Zusätzlich sollte man berücksichtigen, dass die Versicherung selbst vertrauenswürdig ist und möglichst fair mit den Kunden umgeht, nicht wie beispielsweise Unternehmen des Allianz Konzerns, welche Leistungen verkaufen und sich nach ein paar Jahren umfirmieren und gezahlte Leistungsbestandteile (wie einen Rabattschutz) nicht mehr erbringen. Dann heißt es lieber gleich Hände weg von Unternehmen der Allianz, bevor man in wenigen Jahren das böse Erwachen hat. Mit diesen Unternehmen muss man keine Geschäfte machen, solange ähnliche Versicherungen auch von anderen seriöseren Versicherungsunternehmen angeboten werden.
Regelmäßige variable Kosten
Nach den laufenden Verträgen lohnt sich vielfach auch ein Blick auf die variablen Kosten – auch hier sind oft signifikante Einsparungen möglich, welche sich bei einem entsprechenden Investment langfristig deutlich rentieren. Grundsätzlich gilt es zu überlegen, was wirklich notwendig ist, ob es eine günstigere Alternative gibt und ob es den Verlust der künftigen Vermögenswerte wert ist.
Nehmen wir ein paar Beispiele um dies zu verdeutlichen. Holt man sich jeweils auf dem Weg zu Arbeit/Studium einen Coffee to go für 5 Euro pro Tag bei 20 Tagen im Monat so entspricht dies einem monatlichen Betrag von 100 EUR, welche man alternativ investieren könnte. Nach 10 Jahren ergibt sich so ein Betrag von reichlich 17.000 EUR, nach 20 Jahren mehr als 52.000 EUR und nach 40 Jahren 264.000 EUR. Wer seinen Kaffee zum richtig wach werden benötigt muss natürlich nicht ganz darauf verzichten, aber statt dem Coffee to go kann man sich den Kaffee selbst kochen und zuhause oder im Mehrwegbecher auch unterwegs trinken. Je nach Kaffeesorte und Zubereitung kommt man hier auf 13-54 Cent pro Tasse Kaffee. Gehen wir von einem oberen Wert aus, so ergibt sich eine Ersparnis von 4,50 Euro pro Tag – nach 20 Jahren ergibt dies einen Wert von reichlich 47.000 EUR, nach 40 Jahren erhält man auch so noch 237.000 Euro.
Ähnliches gilt natürlich auch für regelmäßige variable Ausgaben wir Zigaretten. Manche rauchen 1 Schachtel am Tag mit monatlichen Kosten von ca 200 EUR, andere “nur” eine Schachtel pro Woche was dennoch Kosten von ca. 30 EUR pro Monat entspricht. Mit dem Verzicht tut man nicht nur seiner Gesundheit etwas gutes sondern kann so auch relative einfach ein nicht unerhebliches Vermögen aufbauen. Bei täglich einer Schachtel ergibt sich nach 40 Jahren der Investition dieser 200 Euro pro Monat ein Vermögen von 528.000 EUR, bei einer Schachtel pro Woche immerhin auch 79.000 EUR.
So kann man sich für alle regelmäßigen Ausgaben überlegen, ob diese nötig sind, oder ob man das Geld nicht doch Lieber einspart und entsprechend investiert. Je monatlich 10 Euro, die man nicht ausgibt und stattdessen investiert, ergeben bei einer durchschnittlichen jährlichen Rendite nach 20 Jahren 4919 EUR, nach 30 Jahren bereits mehr als 11.000 EUR und nach 40 Jahren knapp 24.000 EUR.
Spontankäufe
Ein weiterer Punkt bei den variablen Kosten sind Spontankäufe. Es kennt wohl jeder die Angebote im Supermarkt oder Discounter, bei denen man denkt “könnte man auch mitnehmen”. Hier sollte man sich überlegen, brauche ich es auch wirklich? Werde ich es benutzen und wie häufig? Schafft es mir einen Nutzen? Kaufen sollte man es nur, wenn es einen Nutzen schafft und man es auch benötigt – andernfalls kann man durch den Verzicht Ressourcen schonen und das private Vermögen erhöhen. Je 100 EUR, die man nicht ausgibt, ergeben nach 20 Jahren bei einer angenommenen durchschnittlichen Rendite von 7% einen Wert von 386 EUR, nach 40 Jahren bereits 1497 EUR. Selbst unter der Berücksichtigung einer durchschnittlichen 2% Inflation entspricht dies in 20 Jahren einer Kaufkraft von 257 EUR, in 40 Jahren einer Kaufkraft von heutigen 668 EUR und damit mehr als dem 6fachen des nicht ausgegebenen Betrages.
Natürlich heißt es nicht dass man jetzt komplett auf alles verzichten muss, sich nichts mehr leisten darf und auf Qualität verzichten soll. Jedoch können kleine Einsparungen mit einer guten Investition langfristig ein beachtliches Vermögen schaffen, womit man sich gewisse Freiheiten und ein schönes Leben gönnen kann, eventuell ist ein früherer Rückzug aus dem Angestelltenverhältnis möglich, oder auch mal eine längere Auszeit, ein unvergessliches Erlebnis von welchem man so nur träumen kann. Aber wer will schon nur träumen, wenn es für jeden der arbeitet möglich ist, sich die Träume mit ein paar Einsparungen zu erfüllen?